Wüstung Kloster Barthe  

Zufahrt: In der Ortsmitte von Hesel, Landkreis Leer,  L 24 Richtung Remels, nach 2 km links Parkplatz am „Silbersee“ und ca. 10 Minuten Fußweg. Der Grundriß der Klosterkirche ist vor Ort durch eine Heckenanpflanzung kenntlich gemacht, daneben besteht eine Informationstafel.

Das Kloster Barthe war die erste Gründung der Prämonstratenser (Norbertiner) in Ostfriesland, sie muß zwischen 1170 und 1184 ihren Anfang genommen haben. Von Beginn an scheint es ein Frauenkloster gewesen zu sein, dessen Konvent sich nach der Reformation allmählich aufgelöst hat. Der Besitz ging im Verlauf der zweiten Hälfte des 16. Jahrhunderts in die Hand des ostfriesischen Grafenhauses über. Ab 1604 wurde das Klostergut verpachtet, die Kirche wurde 1631 abgerissen, der letzte Pachthof wurde 1875 niedergelegt. Im Verlauf der frühen Neuzeit ist es im Gebiet der ehemals klösterlichen Ländereien zu umfänglichen Sandverwehungen gekommen, von denen noch heute die hoch aufragenden Dünen im Heseler Wald zeugen. Ursache dieser verheerenden Erosion war die großflächige Zerstörung der Heideflächen, denn zur Gewinnung von Dünger wurden Plaggen gestochen.

Rekonstruktionsversuch der ersten Backsteinbauphase

Die Spuren des Klosters liegen unter einer Schicht aus Bauschutt und Sand. Anhand von Ausgrabungen 1988-1992 ließ sich der Klostergrundriß in Teilen nachvollziehen. Die Kirche hat die insgesamt vierflügelige Anlage im Süden abgeschlossen, der Friedhof lag östlich und südlich von ihr, wenige Bestattungen waren in der Kirche niedergelegt. Es ist eine langgestreckte Backsteinkirche mit halbrundem Chor- oder Apsidialschluß gewesen, ihre Innenmaße lassen sich mit 32,30 x 7,50 m angeben. Durch drei Fundamentgruben konnte der Nachweis eines halbhohen Obergeschosses, einer sog. West- oder Nonnenempore, geführt werden. Zusammengenommen gehört die Kirche zum spätromanischen Bautyp der einschiffigen Nonnenkirchen, der vor allem im rheinischen Gebiet weite Verbreitung gefunden hat, von wo aus er im Verlauf des 13. Jahrhunderts auch nach Norddeutschland gelangte.

Schatzfund vom Kloster Barthe

Die Backsteingebäude sind nicht die ersten Bauwerke auf dem Platz gewesen, denn es ließen sich sowohl für die Kirche als auch für die Klausur hölzerne Vorgänger nachweisen. So ließ sich für die erste Kirche eine Abmessung von etwa 21 x 7 ermitteln. Sie ist einem Brand zum Opfer gefallen und noch einmal instand gesetzt worden, bevor mit dem Bau der Backsteinkirche begonnen worden ist. Dieser Brand hat Reste ihres Stroh- oder Reetdaches verkohlt, weshalb sie im Boden erhalten geblieben sind. Eine 14C-Analyse dieses Materials erbrachte ein Alter von cal AD 1175-1285, ein Intervall, innerhalb dessen das Ende der ersten Kirche zeitlich anzusetzen ist. Entsprechende Proben von einem verkohlten Schwellbalken im Wirtschaftsbereich erbrachten ein Datum zwischen cal AD 1030-1245. Beide Daten führen nicht nur in die Gründungszeit des Klosters, sie bestätigen auch die archäologische Datierung, die den Beginn der Backsteinbauweise in Barthe schwerlich vor die Mitte des 13. Jahrhunderts setzen kann. Dafür spricht letztlich auch, daß der zur Holzkirche gehörige Friedhof drei Generationen lang belegt worden ist.

Literatur:

R. Bärenfänger, Die ostfriesischen Klöster aus archäologischer Sicht. In: K.-E. Behre u. H. van Lengen (Hrsg.), Ostfriesland. Geschichte und Gestalt einer Kulturlandschaft, Aurich 1995 (durchgesehene 3. Aufl. 1998), 241-255.

R. Bärenfänger, Aus der Geschichte der Wüstung „Kloster Barthe“, Landkreis Leer, Ostfriesland. Ergebnisse der archäologischen Untersuchungen in den Jahren 1988 bis 1992. Mit Beiträgen von A. Burkhardt, W. Löhnertz und P. Weßels. Probleme der Küstenforschung im südlichen Nordseegebiet 24, 1997, 9-252.

R. Bärenfänger, Archäologie in Kirchen und Klöstern. Ostfriesland. Führer zu archäologischen Denkmälern in Deutschland 35, Stuttgart 1999, 107-116.

R. Bärenfänger, Wüstung Kloster Barthe bei Hesel. Ostfriesland. Führer zu archäologischen Denkmälern in Deutschland 35, Stuttgart 1999, 197-200.

Tourist-Information Hesel